Depeche Mode – Where is the Spirit? Review

8. März 2017 Von syn Aus


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Die Fans der englischen Band Depeche Mode kennen inzwischen den geliebten Rhythmus, den eine Album-Veröffentlichung von Dave, Martin und Fletch mit sich bringt. Alle 4 Jahre beginnt alles mit einer Pressekonferenz, die vor allem eines ankündigt und zwar die anstehende Welttournee. Dieses mal starten Depeche Mode ihre Tour namens „Global Spirit“ am 5. Mai in Stockholm. Als die Pressekonferenz im letzten Jahr in Mailand statt fand wollte die Band noch nicht zu viel über das neue Album „Spirit“ verraten. Wir haben euch in den letzten Wochen einige Details zum Album mit auf den Weg gegeben. So wurden Titel der Songs und die Namen zu den Snippets die Depeche Mode bei der Pressekonferenz gespielt haben bekannt.
Nun können wir euch endlich einen Einblick in das langerwartete Album geben! Das Album beinhaltet 12 neue Tracks. Die Single „Where´s the Revolution“ ist das zweite Stück des Albums. Das Album wird von „Going Backwards“ eröffnet! „We are Not there yet, we have mit evolved, We have no respect, We have lost control“ heißt es hier in dem von Dave Gahan gesungenen Song. Das Stück wird von einem Martin Gore typischen Gitarrenriff eröffnet und begleitet… glücklicherweise wird er dann durch schnelle Percussions und einer an „Walking in my shoes“ erinnernde Bass-Gitarre untermalt. Hier wird vor allem auch endlich mal wieder die Musik in den Vordergrund gestellt, die auch durch Martins Backings ausproduziert klingt. So gut hat eigentlich zu letzt „Playing the angel“ angefangen. Es gibt direkt mehrere Highlights in dem Opener. Am Ende singen Martin und Dave abwechselnd „We feel nothing inside“, um es dann mit den Worten „because there´s nothing inside“ zu beenden. Was für ein gelungener Abschluss.
Es folgt das schon bekannte Stück „Where´s the revolution“, das definitiv einen der besten Refrains besitzt, welcher von Depeche Mode in diesem Jahrtausend veröffentlicht wurde. Vor den Lyrics, die natürlich von Martin stammen , muss man mal wieder seinen Hut ziehen. Hier hat Martin Gore sich wieder einmal selbst übertroffen und das zu Papier gebracht, was dieses mal auch den politischen Geist so vieler Menschen trifft. Bei den ersten Hörproben des Songs hat man sich doch schnell einen „Owlle-Remix“ zum Song gewünscht, konnte dieser der letzten Vorboten-Single „Heaven“ aus dem Album „Delta Machine“ doch ganz neues Leben einhauchen. Doch „Where´s the revolution“ ist anders. Der Song erzählt eine Geschichte und hat genau deswegen auch sehr viel Text. Die bisher erschienenen Remixe sind bislang eher weniger zu gebrauchen, was für die kunstvolle Qualität des Songs spricht. Zum Glück ist der Refrain und der Höhepunkt „The train is coming…“, der ein bisschen an „Sea of Sin“ erinnert, immer wieder eine grandiose Entschädigung, so dass man einen „Owlle-Remix“ dann doch nicht braucht.
 
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„The worst crime“ ist schon wieder ein bisschen langsamer als man sich das von einem dritten Song gewünscht hat. Insgesamt spricht man bei einem Depeche Mode Album immer wieder davon, daß das Album langsamer ausgefallen ist, als man es eigentlich erwartet hat. Das wurde der Band damals schon zu „Songs of Faith and Devotion“ angedichtet. Doch seit dieser Zeit im Jahre 1993 ist das leider immer mehr der Fall. „How can we commit the Worst crime“ … ist highlightlos aus musikalischer Sicht… und leider kein Anspieltipp des Albums.  Vom Inhalt her ist Dave Gahan aber dennoch sehr überzeugt: „Der Song handelt von Veränderung. Du musst etwas anderes machen oder gewisse Dinge einfach unterschiedlich anpacken. Wir können uns stundenlang über die Dinge unterhalten, die in der Welt falsch laufen, doch wenn niemand etwas verändert, wird es schlussendlich auch keine Veränderung geben. Wir müssen die Dinge anpacken, anstatt nur darüber zu reden. Ich glaube daran, dass Menschen an sich sehr gut sind, aber wir bekommen so viele Informationen und reagieren meist aus einer Angst heraus. Das finde ich nicht gut!“
Den Anfang zu „Scum“ kennen alle Depeche Mode Fans aus dem offiziellen Album Teaser. Damit fing die auditive Reise in das Jahr 2017 schon bereits im Oktober des letzten Jahres an. Das was man allerdings bisher von diesem Song kannte läuft nur dezent im Hintergrund, denn Dave und der Rest des Orchesters versuchen mit aller Kraft diese doch sehr eingängige Melodie vergessen zu machen und beenden diese erste Sequenz  sehr brachial und endlich temporeich. Könnte sogar live sehr gut funktionieren. Genialer Text.
„You move“ … „I like the way you move for me tonight“ hat ein bisschen was von „Christmas Island“ … natürlich nur rein instrumental. Vielleicht hatte Anton Corbijn auch deshalb die Idee die Band des öfteren wieder mit einem Vorschlaghammer abzulichten. Jedenfalls drängt sich bei dem fünften Song zum ersten mal dieser Gedanke auf, wenngleich der Rest des Songs eher an Sounds aus den letzten beide Alben erinnert und ganz ohne Vocals ausklingt.
Mit „Cover me“ hört man den ersten neuen Song von Dave Gahan, der diese Sehnsucht des Songs perfekt in Szene setzt. Auch hier hat Dave wieder nicht alleine agiert und schrieb den Song zusammen mit Christian Eigner, dem Live-Drummer der Band und Peter Gordeno. „Es ist die Geschichte eines Mannes der unseren Planeten verlässt, um auf einem anderen Planeten zu leben. Er muss dann feststellen, das dort alles genauso ist wie auf der Erde.“, erklärt Dave selbst. Vom überraschenden Tod von Dave Gahans Vorbild David Bowie geprägt ist „Cover Me“ ein sicherlich wertvoller Song des Albums, wenn gleich man die Band doch schon sehr lieben muss um diesen Song auf die Favoriten-Liste zu setzen. Die Vocals zum Song enden schon  bei Minute 2:39, um dann in einem über zwei minütigen belang- und highlightlosem instrumentalen „Sounds of the universe“ Wirrwarr zu enden. Irgendwie passt dieser Song vielmehr zu den Soulsavers, als zu Depeche Mode. Darüber sollte Dave mal nachdenken!
Nach Dave Gahan darf dann auch endlich Martin Lee Gore sein „Eternal“ zum besten geben. Unbestritten ist dies der Song für seine neugeborene Tochter Johnnie Lee Gore, die am 19.02.16 das Licht der Welt erblickte. Sie ist sein „Eternal“ (Ewig) und er wird alles in seiner Macht stehende tun um sie zu beschützen. Eine sehr kurze auf den Punkt gebrachte Liebeserklärung, die ein bißchen an die Harmonium Version zu „Enjoy the silence“ erinnert ohne dabei auch nur Ansatzweise an diesen Hit, ganz gleich in welcher Version, heranzukommen. Es ist wunderschön, das Martin seine Emotionen so freien Lauf lassen kann, aber musikalisch gesehen ist das der schwächste Song seit „Black Day“.
Der achte Song „Poison Heart“ wurde von Peter Gordeno, Christian Eigner und Dave Gahan geschrieben. Martin findet, das dieser Song der beste Song ist, der von Dave Gahan geschrieben wurde. Teile des Songs sind auch schon seit der Pressekonferenz bekannt. Hier ist vor allem das flehen von Martin in den Backings hervorzuheben, das wieder mal eine einzigartige Atmosphäre zum Gesang Gahans schafft. „You know it’s time to break up, You’ll always be alone“, auch wenn Dave immer wieder betont das dieser Song nicht von dem Ende einer Beziehung handelt und schon gar nicht die Beziehung zu seiner geliebten Frau Jennifer widerspiegelt. „Peter und Christian schickten mir dieses Gitarrenriff, das  tief im inneren meines Körpers eindrang. Der Song beginnt mit einem langsamen Trauer-Marsch Beat, von dem sich dann diese Melodie in meinem Kopf fest setzte. Es fühlte sich für mich ein bisschen wie ein Beatles Song an. Ich schaute gerade die Nachrichten im Fernsehen und versuchte ein paar Lyrics zu schreiben. Irgendwann kam mir die Idee, das mein Herz vergiftet sein müsse oder mit mir etwas nicht stimme. Es machte mir großen Spaß damit zu arbeiten und ich begann immer mehr zu schreiben. Das älter werden, die Lust, das Verlangen und wenn dich nichts aufhalten kann, wenn du etwas wirklich willst. Ich wollte mich unbedingt weiter entwickeln und habe alte Ideen die ich hatte verworfen, wo ich eigentlich bislang davon ausging, das sie funktionierten, aber leider nicht für diesen Moment.“, sagte Gahan. Neben dem Opener ist „Poison Heart“ das beste Stück des Albums und somit ist es umso wichtiger, das Gahan auch weiterhin als Songschreiber agiert.
„So much love“ stammt wieder aus der Feder von Martin, schließlich hat er uns alle schon über so viele Jahre schon an seiner ganz großen Liebe teilhaben lassen. Der Song erinnert vom Rhythmus her an „Soft Touch/ Raw Nerve“ und wird nur durch einige Gitarren- und skurile Technoide Elemente unterstützt kann dann aber viel mehr durch grandiose Lyrics beeindrucken. Bislang kann man sich auch nicht wirklich vorstellen, das irgendein Song des neuen Albums zu einem Live-Wunder werden könnte, dafür enden diese meist einfach unspektakulär und ohne große Überraschungen ohne das man da auch nur die Spur eines Höhepunktes erahnen würde. Dave meint über diesen Song:“ Es ginge nicht ausschließlich um Martins Liebe, sondern um all die Liebe in der Welt. Jeder Mensch kann Liebe empfinden, doch leider haben die meisten Menschen Angst davor.“ Dieser Song entpuppt sich vor allen durch die Seele Martins zu einem grandiosen Ohrwurm.
Nach einiger Spielzeit kommt nun mit „Poorman“ auch schon der zehnte Titel des Albums angerauscht. Es wird also Zeit für den Blues, der von Martin so geliebt wird. Mit Martins Backings und einem Refrain in Duett-Form ist nun ein weiterer Song in Form von „Slow“ oder „Goodbye“ im Repertoire von Depeche Mode vorhanden. Ist das das Depeche Mode das so viele Fans lieben?
„No More (This is the last Time)“, ist ein kleiner Lichtblick, nachdem „Poorman“ doch wirklich nur Album-füllend wirkte. Erstmals wirkt Dave hier auch als Backing-Sänger zu seiner eigenen Stimme mit. Damit könnten Depeche doch wirklich viel mehr arbeiten. Vor allem wenn Martin auch noch Solo-Gesangsparts wie zu „People are People“ oder „Shake The disease“ Zeiten hätte. Es ist zu oft einfach das gleiche und die belanglose Einfallslosigkeit die sich zu immer wiederkehrenden Sounds zusammen fassen lassen ohne eine klare Melodieführung. Dadurch das es der Musik an Highlights fehlt entsteht ein großer Kontrast zwischen genialen Lyrics und Vocals und eben einer unspektakulären Instrumentierung.
„Fail“ ist der letzte Song und aufmerksame Leser haben sicher schon festgestellt, dass noch ein zweiter Song von  Martin als Vocalist fehlt. Eine weitere, lang bewährte Tradition. So wie 99% aller Songs, die von Martin gesungen wurden ist auch „Fail“ in der Riege der letzten Songs aus seiner Feder einzuordnen. Auch wenn hier ab und an mal ein paar ernst zunehmende Percussions einsetzen ist „Fail“ in der langen Historie an Martins wundervollen Balladen doch eher fail-geschlagen. Am Ende kommen wieder nur wirre Töne zum Einsatz und der Song endet in der bereits beschriebenen Belanglosigkeit die von jeder anderen Band auch hätte kommen können. Was natürlich nicht auf die Lyrics zutrifft, denn was Martin schreibt hat einfach immer einen unglaublichen Reiz.
Fünf Lichtblicke sind definitiv „Poison Heart“, „No more (The Last time)“, „Scum“, „So much Love“ und „Going Backwards“,  der wohl auch der fertigste Song des Albums ist. Es ist wieder mal ein sehr langsames Album geworden. Depeche Mode haben diesen Pfad doch schon lange genug ausgereizt und wirklich niemand wünscht sich diesen Weg noch weiter zu gehen. Es ist nur ein erster Eindruck, doch ein zweiter wird die Songs nicht schneller machen. Egal welchen Produzenten Depeche Mode auch wählen, es wird endlich mal wieder Zeit für eine anständige Instrumentierung die nur durch die Hand von Alan Wilder erreicht werden konnte. Depeche Mode in diesem Jahrtausend machen gute und ansprechende Musik. Keine Frage… Sie präsentieren großartige Lyrics und Ideen, aber sie laufen ständig ihren großen Hits hinterher. Natürlich will niemand ein zweites „Never let me down again“, Enjoy the Silence“ oder „Halo“, aber ganz  gewiss brauchen wir auch kein zweites „Corrupt“, „Secret to the end“  oder „Perfect“. Die anstehende „Global-Spirit“-Tour wird das einmal mehr beweisen. Zu Beginn werden wieder einige neue Songs im Setlist auftauchen, doch dann wird die Band zum wiederholten male feststellen, dass die Qualität hier nicht stimmt. Schade eigentlich, denn auf eine erneute The Singles 81>98 hat man doch eigentlich schon seit 1998 keinen Bock mehr. Depeche Mode fragen mit ihrer neuen Single nach der ausbleibenden Revolution und wir fragen Depeche Mode wo ist der musikalische Geist, den ihr zwei Jahrzehnte lang perfekt verkörpert habt?
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