Morrissey – finally it´s our business!
10. Juli 2014Die 10. Für viele eine sehr bedeutende Zahl. Im Fall von Steven Patrick Morrissey ist es nach seinen 4 Alben mit seiner grandiosen Band The Smiths ein weiterer Meilenstein in seiner einzigartigen Solo-Karriere. Das 10. Studioalbum trägt den Titel „World Peace is None Of Your Business“ und räumt mal wieder so richtig mit vielen Missständen in der gesamten Welt auf. Hat Morrissey in der Vergangenheit vor allem immer mal wieder mit dem englischen Königshaus abgerechnet, bekommt auf dem neuen Longplayer so ziemlich jeder auf die Fresse!
Egal ob Politiker, Umweltverschmutzer, Soldaten oder Fleischfresser! Moz rechnet mit allen ab, die ihm gegen den Strich gehen. Dabei gibt es natürlich auch immer wieder diese enorm gelungene Form von Ironie, Humor und Sarkasmus gratis mit hinzu. Um es klar zu stellen: Morrissey ist der intelligenteste Songschreiber unserer Zeit. Er verpackt manchmal das unbequeme in eine, für ihn typische, Gerüchte-Küche anheizende Form und nennt einen Song „I´m not a Man“. Beim lesen der Tracklist wird einem dieser Titel natürlich sofort ins Auge springen. Gerade aufgrund der vielen Gerüchte, die um seine Person kursieren. Wenn man sich diesem genialen Song dann nähert ist man wieder einmal mehr geplättet von seiner scheinbar nie endenden Kreativität. Im Song zählt Moz immer wieder Beschreibungen von typischen Männern auf, um es dann am Ende, wie einzigartig für ihn, in einem fulminanten Song-Finale zum Ende zu bringen. Einfach Grandios. Der Chorus wird dadurch von einem genial inszenierten Snaredrum unterstützt, während der Rest des Songs sehr ruhig gehalten wurde. Ein absoluter Hochgenuss. Teil dieses und vieler weiterer Songs, sind auch seine genialen Ohrwurm LaLaLa´s, die wohl niemand anderes besser beherrscht als er.
Viele Kritiker lassen sich immer wieder an der Musik aus, um den Briten anzugreifen. Es gab sicher eine Phase, wo Morrissey den zweiten Teil seiner Alben vernachlässigt hat, aber spätestens seit seinem Comeback im Jahr 2004 mit seinem grandiosen Album „You are the Quarry“ ist das doch ein alter Hut. Mit beeindruckenden Intros sowie Outros erfindet Morrisseys Band das Rad nicht neu, aber sie schaffen es immer wieder sehr beeindruckende Effekte in die Songs einzubauen, die seines gleichen suchen.
Mit „Istanbul“ wird das vorher geschriebene besonders deutlich, zumal die Instrumentierung schon sehr an die genialen Kompositionen eines Johnny Marr heranreichen. Hinzu kommt die geniale Ohrwurmmelodie, die man bereits nach dem ersten Hören nicht wieder aus dem Kopf zu bekommen ist.
Genauso geht es mit „Earth is the loneliest Planet“ weiter… Nur von einer Gitarre begleitet ist der nächste Meilenstein geboren, der dann durch eine gekonnte Orgel-gestützte Hintergrund-Melodie zu neuem Leben erweckt wird. Hinzu kommt ein Akkordeon und weibliche Elfen-Gesänge. „Earth is the loneliest planet of all, Live with a lowness that no one else knows“ … Die Backings wurden von Kristeen Young eingesungen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Moz niemals stehen bleibt. Weder bei der Instrumentierung, den Lyrics noch bei neuen Elementen, die seine Musik zu einem kompletten Ereignis machen.
Dazu zählen vor allem immer wieder überraschend einsetzende Instrumente wie die Oboe…die auf diesem Album sogar in einem Song „Oboe Concerto“ besondere Würdigung findet. Zu „Staircase at the University“. Hier verschmelzen unglaubliche Melodien gesanglicher, wie instrumentaler Natur und schaffen so ein unglaubliches Erlebnis, das einmal mehr verdeutlicht wie wichtig beide Elemente für die Musik von Steven Patrick Morrissey sind. Gerade weil ein Song von Morrissey nie nur einfach mit der zweifachen Wiederholung eines Refrains beendet wird, sondern eben immer mit diesem speziellen Finale.
Doch Morrissey rechnet nicht nur mit Schurken ab, sondern hat auch seine Liebe für die Städte dieser Welt immer mehr entdeckt. Wurden zuletzt vor allem Frankreich und Italien in Moz Lyrics gewürdigt, gibt es nun eine speziellere ironischere „Würdigung“ in „The Bullfighter dies“ auf die Ohren. Hier reimt sich Morrissey durch Spanien und hofft darauf, dass der Stier überlebt und der Stierkämpfer stirbt. Ein Traum, den sicher sehr viele ausserhalb Spaniens nachvollziehen können.
Nach dieser nationalen Abrechnung folgt mit „Kiss me a lot“ die unglaublichste Ohrwurm-Nummer, die Steven Patrick Morrissey wohl seit langem geschrieben hat. Der Song hat das Potential das Radio in aller Herren Länder zu stürmen und dort der letzte Sommerhit zu werden. Natürlich hat Moz einiges dafür getan, damit das auf keinen Fall passieren wird, denn die Radio-Plays hat der 55jährige gar nicht nötig. So baut er gekonnt schöne Breaks ein und überrascht einmal mehr mit einem rockigen E-Gitarren- Solo am Ende. Einfach vom Anfang bis zum Ende perfekt… Doch wer denkt, dass das schon alles war, der hat noch gar nicht auf den Text gehört. Denn neben dieser musikalischen Meisterleistung sind die Lyrics ganz nebenbei natürlich eine der wunderschönsten Liebeserklärungen an den Kuss überhaupt. Diese sehr intime Art der Lebewesen sich nah zu sein, ist neben all dem kritischen Umgang mit der Welt, eine enorm wichtige Sache für Steven, denn schließlich singt Morrissey nun schon zum zweiten mal über diese wundervolle Liebesbekundung (Let me kiss you). Hier fehlt allerdings der ironische Unterton völlig, was dem Song auch sehr gut tut. Ein absoluter Ohrenschmaus, der vor allem durch das geniale Intro alle Kritiker zum schweigen bringen dürfte…wobei diese wahrscheinlich gar nicht die Genialität in den neuen Ideen wahrnehmen, sondern einen nur einen Buchstaben vor den Anderen setzen, weil ihr letzter sitzender Toilettengang schon ne ganze Woche her ist.
Gerade weil Morrissey musikalisch schon immer mit der Welt abgerechnet hat, sind seine Veröffentlichungen auch immer Teil der sogenannten Weltpresse wie „Der Spiegel“ und wie die lächerlichen Blätter alle heißen. Dort wird Morrissey dann als Ekel bezeichnet, weil er eben unbequem ist und so gar nicht in das Weltbild dieser Leichtmatrosen passt, die mit ihren schicken Anzügen darüber entscheiden, was Akademiker in unserem Land zu lesen haben. Man kann nur froh sein, dass Morrisseys Kunst frei für jedermann zugänglich ist, denn so kann sich ein Jeder selbst über diese geniale Art der Demonstration bewusst werden. Für die liebevolle arrangierte Musik muss man aber auch mit sich selbst im Reinen sein und seine Fehler kennen und ggf. bereit sein an sich zu arbeiten…
Für die Promotion hat sich Morrissey etwas sehr einzigartiges einfallen lassen (wir berichteten): Zu vielen Songs hat er die sensationellen Lyrics eingesprochen und diese mit visueller Unterstützung von u.a. Nancy Sinatra und Pamela Anderson celebriert.
Morrissey, please kiss me a lot with your Music and hopefully 10 more records of your brylliant mind! You are the one and only peace of Art! The last of the famous international Playboys and of course all i Need!
Weiter geht’s in der nächsten Synthetics Ausgabe.